Im Juni traf sich die Ökogruppe des ZEGG für einen Strategietag. Nachdem wir Ende 2019 mit der Gemeinschaft einige Beschlüsse für eine konsequentere ökologische Ausrichtung des ZEGG verabschiedet hatten, war es Zeit für eine Zwischenbilanz: Wie haben sich die Beschlüsse in der Praxis bewährt? Was können die nächsten Schritte sein?
Zur Inspiration haben wir im Lauf des Tages immer mal wieder kurze Videos angeschaut, etwa aus dem Bürgerrat Klima, wo 160 repräsentativ ausgewählte Menschen sich über mehrere Wochen damit auseinandergesetzt haben, wie Deutschland seinen Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel leisten kann. Darunter waren Kurzreferate, etwa von Harald Welzer, ebenso wie Videos vom Künstlerkollektiv vollehalle, die mit positiven Zukunftsvisionen davon abhalten, in "Ich kann ja eh nichts ändern"-Lethargie abzurutschen.
So haben wir begonnen, eine Vision zu formulieren und uns dabei an der Forderung orientiert, dass Deutschland bis 2035 klimaneutral werden müsse, um seinen Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel zu leisten (Quelle z.B. hier oder hier). Wenn wir uns als ökologisches Modellprojekt verstehen, müssten wir dann nicht anstreben, dieses Ziel sogar noch früher zu erreichen? Und was bedeutet es konkret, wenn wir uns vornehmen würden, dass das ZEGG bereits 2030 klimaneutral sein wird? Im Gespräch wurde klar, dass Klimaneutralität auf absehbare Zeit immer bedeuten wird, verbleibende Emissionen zu kompensieren: wir werden weiter CO₂ ausstoßen - die Frage ist lediglich, wie hoch der Aufwand für dessen Kompensation ausfallen wird. Die Herstellung von Terra Preta ist dabei eine mögliche, aber bei weitem nicht ausreichende Maßnahme.
Im Lauf des Tages haben wir viele weitere Fragen bewegt: Welche attraktiven Zukunftsbilder können wir entwickeln, damit Klimaschutz nicht primär mit Verzicht assoziiert wird? Wie könnten wir durch Kooperation mit einer Region, die bereits heute weitaus stärker von der Klimakrise betroffen ist, ein tieferes Verständnis für die Dringlichkeit des Themas schaffen? Wie könnten ökologische Themen im Seminarprogramm des ZEGG präsenter werden? Wo können wir eine Vorbildfunktion einnehmen, und welche Anregungen sind auch von Menschen umsetzbar, die nicht in Gemeinschaft leben?
Klar wurde bei diesen Überlegungen, dass uns im Moment ein ganz entscheidendes Werkzeug fehlt: wir haben bislang keine Übersicht über unsere Emissionen und können daher schwer beurteilen, wo die größten Hebel lägen, um eine Reduktion zu erreichen. Daher soll ein nächster Schritt darin bestehen, eine Klimabilanz für das ZEGG zu erstellen - so wie das Ökodorf Sieben Linden das 2019 getan hat.
Bis dahin wollen wir die Arbeit der Ökogruppe verstetigen, etwa durch das Schaffen eine*r ZEGG-Klimakoordinator*in, durch Kooperation mit Expert*innen und durch klarere Verankerung der Gruppe in der soziokratischen Struktur des ZEGG. Daneben gab es unzählige Ideen, wie wir ökologisches Bewusstsein bei Gästen und Bewohner*innen weiter schärfen können: brauchen wir neben Liebesforschungsgruppen und Wir-Räumen regelmäßige Öko-Forschungs-Treffen, bei denen wir uns über wenig klimafreundliche Konsumentscheidungen austauschen?
Da die Beschäftigung mit den ökologischen Handlungsspielräumen im eigenen Leben aber nur begrenzten Einfluss hat, kann der Blick auf den "ökologischen Handabdruck" helfen, die eigene Wirksamkeit weiter zu erhöhen. Bei diesem Konzept wird zusätzlich auf den Einfluss im Außen geschaut, etwa durch das Anregen von Verhaltensänderungen bei Mitmenschen, durch politisches Engagement oder durch berufliches Agieren in Entscheidungspositionen (Quelle).
Als ganz konkreten Schritt haben wir die Gründung des Vereins "RosaLuxMobil" gefeiert, der der Weiterentwicklung unserer gemeinsamen Mobilität dienen wird. Grundlage dafür war ein Mobilitätskonzept für das ZEGG, das im vergangenen Jahren veröffentlicht wurde und zahlreiche Schritte aufzeigt, wie ein attraktives Sharing-Angebot einen entscheidenden Beitrag zu verantwortungsvoller Mobilität leisten kann.