Zum dritten Mal in Folge traf sich im Januar ein Teil der ZEGG-Gemeinschaft zu einem Wohnexperiment, welches anknüpft an die Ursprünge dieses Projektes, als die Menschen sehr intensiv auf sehr engem Raum zusammenlebten: Zu ‚Radikal Gemeinsam‘ trafen sich sechs Männer und fünf Frauen für zehn Intensiv-Tage im sogenannten Motel, einem meist an Gästegruppen vermieteten Gebäude hier am Platz mit Schlafraum, Gruppenraum und eigener Küche. Das Ziel: möglichst viele Facetten des Mensch-Seins-in-Gemeinschaft zu erfahren und zu erforschen.
Im Einladungsschreiben hieß es: „Wir wohnen zusammen, verbringen viel Zeit miteinander, teilen Alltag und Freizeit, lernen uns selbst und die anderen Teilnehmer intim kennen, erproben uns im Leiten und sich-leiten-lassen, in gemeinsamer Entscheidungsfindung, Konfliktlösung, Vertrauensbildung und kollektiver Intelligenz. Wir beginnen jeden Tag mit einer gemeinsamen Morgeneinstimmung. An den Wochentagen gehen wir von 9-16:00 unseren normalen Arbeiten nach und verbringen die Nachmittage, die Abende, die Nächte und möglichst alle Mahlzeiten gemeinsam. Wir sind eine ‚group of all leaders‘ – alle TeilnehmerInnen sind aufgerufen, ihr Wissen und Können einzubringen und zum Gelingen des Ganzen beizutragen. Manchmal ist klare Leitung dran, manchmal kollektive Entscheidungsfindung – was-davon-wann wird der Prozess ergeben. Der Eros ist eingeladen, sich unter uns auszubreiten. Nichts muss. Vieles darf. Mut zum Ungewohnten ist gefragt. Wir nehmen uns vor, die Grenzen unseres normalen Alltagslebens ein wenig zu erweitern.“
Und so war es auch. Wir haben TeilnehmerInnen gefragt: „Was war für dich die Essenz dieses Wohnexperiments?“ und zitieren auszugsweise aus den Antworten:
Heike: „Meine größte Erfahrung die ich mitnehme ist, das durch Vertrauen, Ehrlichkeit und Transparenz in kurzer Zeit ein Raum geschaffen wurde, in den wir Menschen tief eintauchten, uns aufeinander einlassen und öffnen konnten und Herzverbindungen entstanden.“
Andreas: „GEMEINWOHLZÄRTLICHKEITSERFAHRUNG - Gefühlte zärtliche Vertrautheit und Geborgenheit bereiteten eine Atmosphäre, in der ich mich mehr zu zeigen wagte. KEIN FÜHRER - Durch das all-leader-Prinzip übernahm ich mehr Mitverantwortung und erlebte Selbstwirksamkeit, war wacher, gegenwärtiger und spontaner. KONFLIKTLÖSUNGEN - Im experimentellen Bemühen um eine neue Streitkultur erlebte ich öfters eine Fokusverschiebung von Ärger über mein Gegenüber hin zur Selbstbetrachtung , Ursachenforschung und Verstehen in mir selbst.“
Bettina: „Das enge Zusammenleben ermöglichte es mir mich zu öffnen und mich dem Geschehen hinzugeben. Getragen durch das gemeinsame Sein wagte ich Schritte in unbekannte Bereiche und entdeckte mich dabei neu. Ich bin uns und mir dankbar für unseren Mut, Hingabe und streitbaren Geist.“
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Agnes: Ich habe persönlich erlebt, wie es sein kann, wenn Beziehung ein Raum der Möglichkeiten ist, der den anderen und auch mich zu etwas Neuem, noch-nie-dagewesenen einlädt. Und dann zu entdecken, wie Frieden und Liebe einzieht.“
Schon jetzt ist beschlossen: Die Teilnehmer/innen des Experimentes werden sich - wie bisher - das Jahr über einmal wöchentlich zu einem gemeinsamen Abend treffen und für Anfang 2015 zum vierten Wohnexperiment ‚Radikal Gemeinsam’ einladen