Christopher Gottwald, Forschender über Polyamorie und alternative Beziehungsformen und Alicia Dieminger, Paar- und Psychotherapeutin sprechen über die Bedeutung des Nervensystems, was bei Triggerzuständen hilft, wo sie selbst in ihrer Liebesbeziehung gescheitert sind und was sie gelernt haben:
- Wie komme ich aus einem getriggerten Zustand wieder heraus?
- Wie kann ich Begegnungen mit anderen mit meiner Partner:in gut vor- und nachbereiten?
- Wie können wir uns unsere Situation gut anschauen?
- Was hilft dem Nervensystem als regelmäßige Praxis?
Warum spielt das Nervensystem eine Rolle in Beziehungen, insbesondere in der Polyamorie?
Es gibt heutige Gefühle und es gibt alte Emotionen, die durch einen Trigger wieder auftauchen und wenig mit der jetzigen Situation und dem jetzigen Gegenüber zu tun haben.
Was kann ich da tun?
Fühlen.
Neugierig spüren, was in meinem Körper passiert.
Es gibt auch eine Art von Eifersucht, die auf der Nervensystemebene liegt und da kann es uns sehr zusetzen, wenn der:die Partner:in Intimität mit einem anderen Menschen lebt.
Denn unser Nervensystem ist eigentlich immer auf der Suche nach Gefahr.
Besonders, weil wir als Kinder und Babys Erfahrungen mit Unsicherheit gemacht haben und diese wieder hochkommen, wenn wir in naher und körperlicher Beziehung sind.
Am Anfang kann man sich vielleicht noch gut zu anderen Menschen gehen lassen, aber wenn eine tiefere Bindung entsteht, gerät das Nervensystem schneller in Ausnahmezustände.
Und dann versuchen wir darüber zu reden, zu diskutieren, zu verstehen, dabei ist unser Nervensystem gar nicht in der Lage dazu, sondern in einem Kampf- oder Fluchtmodus.
Wie komme ich aus dem getriggerten Zustand wieder raus?
- atmen
- auseinandergehen
- schütteln
- counceln/sprechen mit anderen Menschen
- bewusstes Entladen (nach Vivian Dittmar)
- einen anderen Menschen suchen mit ruhigem Nervensystem, der:die zuhört und rückmeldet, was bei ihm:ihr gelandet ist (Loopen nach Daniel auf der Mauer)
- sich selbst innerlich verständnisvoll ansprechen: „Du fühlst dich gerade eifersüchtig…bedürftig…wütend…“
- die innere Beobachter:in einladen und ausweiten (Meditation)
- mein „Window of tolerance“ nach Dami Charf wiederfinden.
Wie kann ich Begegnungen mit meiner Partner:in gut vor- und nachbereiten?
Das Nervensystem ist wie ein Rauchmelder, der auch mal Fehlalarm macht, selbst wenn wir vorher alles besprochen haben.
Was trotzdem helfen kann:
- Vorher fragen und vor-fühlen: Wie ist das für dich, wenn ich mit XY das und das mache?
- Nachfragen: Wie war das für dich als ich weg war?
- After Care: Für die ausgelösten Gefühle und Zustände Gegenüber sein
- Langsamkeit bei der Wiederannäherung
- Blackbox lüften: Tabus und Spekulationen ansprechen
- Realitätscheck: Was ist denn nun wirklich zwischen dir und XY?
- Wut und Bedürfnisse zeigen und nicht nur verdrängen
Denn Achtung:
Neben Kampf, Flucht, Einfrieren gibt es noch "Fawning":
eine unbekanntere Traumareaktion, die sich durch Anpassung, betont freundlich/harmlos sein und es dem anderen recht machen auszeichnet. Darunter spürt sich der Mensch selbst nicht mehr, kann oft nicht für sich einstehen oder sagen, was er:sie braucht.
Mehr dazu hier: https://traumaheilung.de/fawn-response/
Was hilft dem Nervensystem als regelmäßige Praxis?
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Meditation
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Schütteln
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Atemübungen
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Aum Meditation
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Counceln/Sprechen mit anderen Menschen als der Partner:in
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Unterschiedlichkeit anerkennen
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Zwiegespräche
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„Ehrliches Mitteilen“ mit Augenkontakt:
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"Ich spüre … (Körperwahrnehmungen)";
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"Ich fühle … (Wut, Angst, Traurigkeit, Scham, Freude)";
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"Mein Kopf denkt, dass …".
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Ehrliches Mitteilen nach Gopal: https://www.traumaheilung.net/
Übungen für eine regelmäßige Praxis und Klärung hier: https://webinarwelt.siebenlinden.org/s/siebenlinden/bewusste-beziehungen-
Wie können wir uns unsere Situation gut anschauen?
Nacheinander die folgenden Bereiche anschauen (nach Vine Rupp)
- Emotionen —> erst fühlen, teilen, Nervensystem beruhigen
- Dynamik —> wohlwollend auf uns schauen, verstehen (erst wenn das Nervensystem wieder ruhig ist)
- Strategien —> zusammen schauen, wie wir damit in Zukunft umgehen wollen
Zusammenfassung: Was kann helfen?
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Das Wissen darum, dass unser Nervensystem uns in Ausnahmezustände bringt (Kampf, Flucht, Einfrieren, Fawning). Wenn wir dies wissen, können wir uns selbst besser beobachten und stoppen. Statt Vorwürfe zu machen z.B. sagen „Es macht jetzt keinen Sinn weiter zu sprechen“.
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Auseinander gehen und davor sagen (zur Beruhigung des Nervensystems des:der anderen): „Ich komme wieder“.
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Alles tun, um mich wieder körperlich zu spüren, zu beruhigen und selbst zu regulieren: schütteln, tanzen, kalt duschen, spazieren gehen, Luft boxen, auf's Kissen hauen, mich berühren/massieren etc.
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Oder einen anderen Menschen suchen zum co-regulieren, z.B. zum Counceln, Loopen, Ehrlichem Mitteilen nach Gopal.
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Mich selbst liebevoll ansprechen statt verurteilen, Kontakt zu mir selbst aufbauen und pflegen (Zeit für mich alleine nehmen, auch im Alltag).
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Eine spirituelle oder Achtsamkeitspraxis beginnen und regelmäßig ausüben.
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Verbindung mit dem großen Ganzen wahrnehmen, zu einem größeren Bewusstsein, etwas Göttlichem oder der Menschheit und Friedensforschung. Ausrichten auf Kooperation.
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Das Nervensystem schätzen: „Mein Nervensystem liebt mich“ (Christopher). „Und ich liebe mein Nervensystem“ (Alicia).
Erwähnte Medien von uns oder Gästen:
https://in-der-liebe-bleiben.de/startseite/liebe-zu-anderen/
Kurs von Alicia mit nervensystemberuhigenden Übungen: https://webinarwelt.siebenlinden.org/s/siebenlinden/bewusste-beziehungen-
Dami Charf: Fawn Response - wenn Freundlichkeit ein Zwang ist. https://traumaheilung.de/fawn-response/
Ehrliches Mitteilen nach Gopal: https://www.traumaheilung.net/
Loopen / Loop of Common Sense: https://www.aufdermauer.name/
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