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Der Youth Exchange war auch in diesem Jahr eine reiche und bewegende Erfahrung – ein lebendiger Raum des Lernens, Forschens und gemeinsamen Menschseins. Seit mehreren Jahren bringt dieses Projekt junge Menschen aus ganz Europa zusammen, um Gemeinschaft zu erleben und in die besondere Kultur des ZEGG einzutauchen. Mit der Unterstützung des Erasmus+-Programms der EU entsteht dabei ein einzigartiger Rahmen für interkulturelles Lernen, persönliche Entwicklung und soziale Verantwortung. Viele Teilnehmende beschreiben diese Zeit als lebensverändernd – eine Erfahrung, die Herz, Geist und Körper gleichermaßen berührt.

In diesem Jahr kamen 29 junge Menschen aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien zusammen – begleitet von Ena als ZEGG-Moderatorin und vier Youth Leadern. Die Gruppe war ein kleines Abbild Europas: vielfältig in Sprache, Kultur und Hintergrund, und doch verbunden durch einer gemeinsamen Suche nach echter Begegnung und einem bewussteren Leben.

Viele sagten am Ende, sie würden mit einem vertieften Gefühl europäischer Identität nach Hause gehen – nicht als abstraktes Konzept, sondern als gelebte Erfahrung von Vielfalt, Vertrauen und Zugehörigkeit.

Räume der Transformation

Der Youth Exchange orientierte sich an den Inhalten des ZEGG-Gemeinschaftskurses – verdichtet, aber mit großer Tiefe. Gemeinsam erforschten wir grundlegende persönliche und kollektive Themen wie emotionale Intelligenz, Beziehungen und Kommunikation, Grenzen und Zustimmung, Ökologie und Naturverbundenheit, Macht und Rang, Geld und Geschlechterrollen.

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Wir arbeiteten mit kraftvollen Werkzeugen wie dem Kernschalenmodell, nervensystembasierter Konflikttransformation, Durgas Tiger Dance, dem ZEGG-Forum, Naturgängen, prozessorientierten Gruppenformen und verschiedenen Übungen aus dem Repertoire der Jungen Liebesschule des ZEGG.

Diese gemeinsame Reise öffnete einen systemischen Blick auf unsere Erfahrung als temporäre Gemeinschaft – ein Mikrokosmos, der die größeren sozialen und politischen Muster unserer Gesellschaft widerspiegelte. Wir arbeiteten daran, diese Muster zu erkennen und zu verwandeln – im Bewusstsein, dass wir emotionale, sinnliche, verletzliche und gerade dadurch kraftvolle Wesen sind.

Jeder Tag folgte einem rhythmischen Wechsel zwischen Intensität und Stille:
Die Vormittage begannen mit Körperarbeit, Achtsamkeitspraxis, Naturerfahrungen und Reflexion.
Die Nachmittage dienten der Integration, dem Teilen und dem Forschen, wie sich das Erlebte im eigenen Leben und in kollektiven Räumen entfalten kann.
Dieser Wechsel zwischen Erfahrung und Reflexion machte das Lernen nachhaltig und tiefgreifend.

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Lernen in Beziehung – Das Forum

Eines der zentralen Werkzeuge war das ZEGG-Forum – ein Gruppenprozess, der Emotion, Wahrheit und Präsenz in den Mittelpunkt stellt. Das Forum ist kein „Workshop“, sondern ein ritueller Raum, in dem das Unsichtbare sichtbar werden darf.
Zuhören wird hier zu einer aktiven, transformierenden Kraft, und die Gruppe selbst zu einem Spiegel, der Klärung und Verbindung ermöglicht. Die Teilnehmenden sind eingeladen, sich zu zeigen – in ihrer Verletzlichkeit ebenso wie in ihrer Stärke.

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Gesehen zu werden bedeutet, geliebt zu werden.
Diese grundlegende Erfahrung des Forums stärkt Gemeinschaft, Vertrauen und Mitgefühl.
Für viele war es eine tief bewegende Erfahrung – ein Eintauchen in kollektive Intelligenz, Empathie, Authentizität und Mut.

Begegnung mit der Gemeinschaft

Ein besonders nährender Teil des Youth Exchange war die Zeit mit der ZEGG-Gemeinschaft.
An den Vormittagen begleiteten die Teilnehmenden die ZEGGies in ihren alltäglichen Tätigkeiten – im Garten, in der Küche oder bei Instandhaltungsarbeiten.
Es ging dabei nicht um Arbeit im herkömmlichen Sinn, sondern um das gemeinsame Tun: die Menschen kennenzulernen, die diesen Ort tragen. Und direkt zu erleben, was es bedeutet, ein Ökodorf zu pflegen – eine Gemeinschaft, die im Einklang mit der Natur leben möchte.

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Diese Momente waren ruhiger, erdiger und zugleich tief verbindend.
Später reflektierte die Gruppe gemeinsam:
Was bedeutet es, Verantwortung für einen gemeinsamen Raum zu übernehmen?
Was heißt es, Teil eines größeren lebendigen Organismus zu sein – in Kooperation mit Natur, Struktur und Menschen?

In diesen Reflexionsmomenten zeigte sich, wie viel Weisheit im einfachen Tun liegt – und wie durch das Erleben von Gemeinschaft ein neues Verständnis von Nachhaltigkeit und Zugehörigkeit entstehen kann.

Feiern, Forschen, Sein

Neben der Tiefe gab es auch Leichtigkeit, Kreativität und ganz viel Lachen.
Die Abende waren erfüllt von Musik, Tanz und spontanen Performances, die uns einander näherbrachten.
In offenen Räumen entstanden selbstorganisierte Workshops – zu Massage, Stimme, Theater und Körperwahrnehmung.
Diese Mischung aus Ernst und Spiel, Struktur und Freiheit, Lernen und Leben machte den Zauber dieser Zeit aus.

Ein Raum für echtes Wachstum

Was dieses Projekt außerdem besonders macht: dass es eine neue, entstehende Kultur fördert – eine Kultur, die auf die tiefen existenziellen und politischen Herausforderungen unserer Zeit antworten will, inmitten wachsender Spannungen und ökologischer Krisen.

Es geht nicht darum, fertiges Wissen zu vermitteln, sondern gemeinsam zu erforschen, wie ein anderes Miteinander Wirklichkeit werden kann –
wie wir ehrlich, liebevoll, präsent und frei leben können.

Diese jungen Menschen bringen großen Mut, Lebendigkeit und eine tiefe Sehnsucht nach Leben mit. Es ist eine Freude, mit ihnen eine Kultur zu teilen, die keine Theorie ist, sondern eine gelebte Beziehungskunst.

Am Ende bleibt ein Gefühl tiefer Dankbarkeit – für das Leben, für diese Begegnungen und für all jene im ZEGG, die im Hintergrund mitwirken: die Teamleiter:innen, Köch:innen, Gärtner:innen, Reinigungskräfte und stillen Unterstützerinnen.
Sie alle machen es möglich, dass junge Menschen hier eine Erfahrung machen, die sie stärkt, berührt und verwandelt.

Der Youth Exchange 2025 im ZEGG war weit mehr als ein Lernprojekt – es war ein lebendiges Experiment in Gemeinschaft, Bewusstsein und Liebe.
Und es wirkt weiter – in Europa, in den Herzen der Teilnehmenden und in den neuen Wegen, die sich in ihrem Leben öffnen.

2025

Blanca Rubio Landart, überarbeitet von Davide Scotti und Ena Rivière Feder