„Schatten werden entweder erkannt und angeschaut oder im Außen bekämpft. Bewusstsein über den individuellen und kollektiven Schatten herstellen ist die beste Methode, die Schatten aufzulösen. Bewusstsein heilt. Die Integration der Schatten ist eine Notwendigkeit für den nächsten Schritt in der Evolution." Ken Wilber
Schatten ist der Sammelbegriff für alle Ursachen, die zwar auf unser Handeln wirken, aber durch das Ich nicht wahrgenommen werden können. Um als ganzer Menschen zu wachsen, führt der Weg über den Schatten. Ein solcher entsteht, wenn eine meiner Eigenschaften, Vorlieben oder Verhaltensweisen bei meiner Umwelt auf Ablehnung stößt - und wenn ich den Schmerz, den dieses auslöst, nicht ertragen kann.
Auch viele unserer Qualitäten fristen ihr Dasein im Schatten. Ob positiv oder negativ – der Schatten verbirgt unsere größten Talente und Schätze. Hier ist Lebensenergie gespeichert, die nicht frei fließen kann. Auf der Suche nach einem Leben, in dem Energien und Gefühle frei fließen können, führt der Weg durch die Wiederaneignung des Schattens.
Eine Gemeinschaft ist ein idealer Spiegel für Schatten. Da, wo mich etwas emotional aufregt oder wo der Unterschied zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung groß wird, handelt es sich oft um Schatten. Es kostet sehr viel Energie, diese im Untergrund zu halten. Gelingt es, den Schattenanteil zu integrieren, steht uns diese Energie wieder zur Verfügung. Leben will sich immer vervollständigen, ganz oder heil werden. Das Gute daran ist, dass hier Schätze auf uns warten und die Kraft frei wird, mit der wir den „Deckel“ festhalten. Das Unangenehme ist, dass die bei der Verdrängung entstandenen und nicht gefühlten Emotionen dabei mit auftauchen. Es unterstützt enorm, in diesem Prozess von einer Gruppe getragen zu werden. Und es hilft wiederum der Gruppe. Denn normalerweise projiziere ich alles, wofür ich die Verantwortung nicht übernehme, nach außen und bekämpfe es dort. Je bewusster eine Gruppe mit Schattenanteilen umgeht, desto weniger müssen sich die Mitglieder bei unterschiedlichen Meinungen bekämpfen.
Unser unbewusster Teil enthält neben dem persönlichen auch einen kollektiven Schatten. Wenn wir uns in unserer Gemeinschaft mit Schatten beschäftigen, entsteht durch die individuellen Prozesse im Kontext der Gruppe auch kollektive Heilung.
Ein Mensch, der verbunden ist mit seiner inneren Wahrheit, egal wie verletzt er sein mag, ist schön. "Sehen ist lieben" lautet eine häufige Erfahrung unserer Arbeit. Es ist Zeit, unsere Schatten aufzuräumen und eine Kultur zu entwickeln, die nicht auf Verdrängung aufbaut. Eine Kultur des Herzens - im Vertrauen, dass in der Tiefe des Menschen der Wille ist, zu etwas Gutem beizutragen.