Wir sprechen über ein Tabu: Macht und Rang in Gemeinschaften, wo doch alle gleich sein sollen. Sind sie aber nicht. Erst wenn wir einen bewussten und konstruktiven Umgang mit Rang finden – ein Begriff aus Process Work und Deep Democracy nach Mindell – können Menschen ihre Power gut in Gemeinschaft einbringen. Barbara und Eva Stützel geben Seminare dazu. Sie sind Schwestern, Psychologinnen, Gemeinschaftsbegleiterinnen – und leben in zwei verschiedenen Ökodörfern: dem ZEGG und Sieben Linden.
- Warum beschäftigen sich Eva und Barbara so mit dem Thema?
- Was bedeutet Rang und Macht in Gemeinschaften?
- Warum braucht es einen bewussten Umgang damit?
- Was passiert, wenn wir Macht als positive Kraft anerkennen?
Die Fragen stellte Ina Froitzheim.
"Macht, Rang und Privilegien - Zündstoff für hierarchiefreie Projekte"
15.-18. Mai 25 im ZEGG
Eva Stützel hat das Ökodorf Sieben Linden mit aufgebaut und lebt seit 31 Jahren dort. Sie war dort lange Geschäftsführerin, obwohl sie eigentlich Psychologie studiert hat. Inzwischen ist sie seit 8 Jahren hauptberufliche Begleiterin von Gemeinschaften und Initiativen.
Barbara Stützel lebt seit 23 Jahren im Zegg, auch sie hat Psychologie studiert und ihr beruflicher Schwerpunkt liegt auf Seminaren und Coachings zur Gemeinschaftsbildung und der Ausbildung von Forumsleiter:innen im ZEGG und in Frankreich.
Beide haben auf ihrem Lebensweg das Thema Rang und Macht untersucht, sind aber auf verschiedenen Wegen dorthin gekommen.
Barbara fragte sich immer: Wo liegen die Konfliktzündstoffe in Gemeinschaft? Und warum eskalieren bestimmte Konflikte und andere nicht? Dies hat sie zur Prozessarbeit nach Mindell geführt:
„Ein unbewusster Umgang mit Macht spielt immer eine Rolle in Konflikten, und wenn wir das nicht beachten, blenden wir immer eine Quelle von Bewusstsein aus“.
Eva war aufgrund ihrer großen Gestaltungskraft, die sie in die Wiege gelegt bekam, früh in eher machtvollen Positionen in Sieben Linden. Das Ökodorf war als hierarchiefreies Projekt gestartet und auch für Eva ist es ein hoher Wert, dass alle die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben.
Doch Menschen sind unterschiedlich und Eva suchte zunehmend nach einem Weg, wie sie ihre Gestaltungskraft im Dienste des Projektes einbringen kann ohne sich oder andere kleiner zu machen. So kam sie – unabhängig von Barbara – auch auf die Prozessarbeit und Deep Democracy nach Amy und Arnold Mindell.
Was bedeutet Rang?
„Rang ist die Summe der Privilegien, die ich habe, als Mensch in einer bestimmten Situation.“ (Barbara)
Rang ist fluide, nicht festgelegt: je nach Situation und Zustand kann ich einen höheren oder niedrigeren Rang einnehmen.
Natürlich gibt es feste Privilegien wie Hautfarbe oder Bildung, wie ich mein Geld verdienen kann. Aber es gibt auch viele weiche Komponenten wie der psychologische Rang, der spirituelle Rang, der strukturelle Rang, d.h. meine Position in einer bestimmten Gruppe.
"Je nach Rang habe ich mehr oder weniger Möglichkeiten, das umzusetzen, was ich möchte im Leben." (Barbara)
Dieses Rangkonzept kommt aus der Deep Democracy und hat nichts mit einem festen Rang wie dem militärischen zu tun, wie das Wort in Deutschland oft verstanden wird und negativ besetzt ist.
„Es gibt sehr viele Faktoren, wie ich Situationen und Menschen beeinflussen kann und die sind da. In unserer Szene empfinden viele Macht als etwas Böses, viele wollen Rang und Macht abschaffen, das funktioniert aber nicht.“ (Eva)
Denn Rang und Macht wirken immer.
Wie können wir unseren Rang so einbringen, dass andere Menschen in ihre Kraft kommen?
- Anderen die Arbeit nicht wegnehmen, obwohl ich es selbst kann.
- Anderen zutrauen etwas lernen zu können.
- Trotzdem die eigene Kraft einsetzen, da wo es sinnvoll ist.
Nach Barbara ist es in Projekten ein Effekt unbewussten Ranges, dass Menschen, die viel gestalten könnten, es oft nicht tun aus Angst dafür angegriffen zu werden.
Wie kommen wir da hin zu sagen: „Wir wollen hier viele mächtige Menschen, die Lust haben, was zu tun.“
Weitere spannende Fragen und Antworten findest du in diesem Podcast.
Viel Spaß und gute Erkenntnisse damit!
Erwähnte Medien von uns oder Gästen:
Eva Stützel hat das Ökodorf Sieben Linden mit aufgebaut und lebt seit 31 Jahren in diesem Projekt. Sie ist Diplom-Psychologin und war viele Jahre Geschäftsführerin von Sieben Linden. Inzwischen ist sie seit 8 Jahren hauptberufliche Begleiterin von gemeinschaftlichen Initiativen und hat den Gemeinschaftskompass entwickelt: www.gemeinschaftskompass.de
Eva hat zwei Bücher geschrieben mit je einem Kapitel zum Thema "Rang und Macht": https://www.gemeinschaftskompass.de/de/buecher-zum-gemeinschaftskompass/
Barbara Stützel lebt seit 23 Jahren im Zegg, ist psychologische Psychotherapeutin und gibt Seminare und Coachings zu Gemeinschaftsbildung und bildet Forumsleiter:innen aus. Zum Thema Macht gibt sie mit ihrer Schwester zusammen das Seminar
"Macht, Rang und Privilegien - Zündstoff für hierarchiefreie Projekte"
7.-10.11.2024 im ZEGG
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